Potosi - Sucre - Santa Cruz - und jetzt La Paz: eigentlich hatten wir gar keine Lust auf eine weitere Stadt mit Verkehrslärm und Gehupe, stinkenden Bussen und dem Gewusel der Menschen. Aber La Paz (liegt auf einer Höhe zwischen 3600 und 4100 Metern) gehört einfach zu einer Bolivienreise dazu und schnell wurden wir von dem Flair von La Paz in seinen Bann gezogen. Die Lage von La Paz in einem Talkessel ist einfach einzigartig und die Stadt strahlt, im Gegensatz zu den anderen bolivianischen Städten, das Flair einer modernen Großstadt aus, gemischt mit vielen traditionellen Elementen: riesige indigene Märkte, ein koloniales Altstadtbild, und auch moderne Geschäfte. Wir blieben 4 Nächte und es hat uns richtig gut gefallen.
Eine Attraktion sind die Seilbahnen der österreichischen Firma Doppelmayr, die hier als öffentliche Verkehrsmittel dienen und daneben grandiose Aussichten auf die Stadt bieten. Zur Zeit gibt es 9 Linien und weitere sind im Bau.
Besonders toll war ein Stadtrundgang mit den Red Caps. Hier erfahren wir viel Hintergrundwissen über die Stadt, z. B, dass hier typischerweise jeder seine Casera hat, die Marktfrau seines Vertrauens. Wir erfahren einiges über das Gefängnis von La Paz, dieses ist ungewöhnlich, nämlich eine Gefängnisstadt in der Stadt von La Paz. Es gibt nur am Eingang Wachen, ansonsten organisieren und verwalten sich die Insassen selbst. Sogar die Familien können dort zusammenleben. Es gab wohl auch mal einen Film über die Gefängnisstadt San Pedro. Außerdem haben wir bei unserer Stadtführung viel über die Riten und den Glauben der indigenen Bevölkerung erfahren, z.B. dass die Erde, Pachamama, sehr verehrt wird und man immer beim Trinken von Alkohol auch ein bisschen auf die Erde schüttet.
Ein besonderer Spaß, v.a für die Jungs, war Cholia-Wrestling. Cholitas sind die indigenen Frauen in typischer Tracht. Wir sind hierfür nach El Alto, einen ärmeren Stadtteil von La Paz mit der Seilbahn gefahren und hatten viel Spaß mit den teils sehr lustigen Wrestling-Darbietungen. Es waren Touristen und Einheimische anwesend.
In der Nähe von La Paz gibt es die Death Road, eine der ehemals gefährlichsten Straßen der Welt. Diese verbindet die Stadt La Paz mit dem subtropischen Städtchen Coroico. Inzwischen gibt es eine neue Straße und die ursprüngliche Death Road, auf der sich die Autos, Busse und Lastwagen an engen kurvigen Stellen aneinander vorbei manövrieren mussten und nicht selten einer in die Tiefe stürzte, ist heute für den Verkehr gesperrt und wird v.a. zum Mountainbiken genutzt: auf fast 4700m Höhe geht es los und endet nach ca. 65km und 3500 Höhenmeter tiefer im Dschungel des Amazonasbeckens.
Als wir uns über die Mountainbike-Tour informieren, erfahren wir schnell, dass Kinder unter 14 Jahren nicht fahren dürfen.
Da die Strecke aber auch landschaftlich sehr toll sein soll, entscheiden wir uns dafür, dass nur Sebastian fährt und Daniela und die Kinder im Begleitfahrzeug mitfahren. Als wir am Morgen zum Treffpunkt kommen, ist dort jedoch auch eine amerikanische Familie mit Jungs, diese im gleichen Alter wie unsere. Und diese Familie erzählt uns, dass sie alle zusammen fahren. Da war nun erstmal Empörung bei unseren Kindern groß und es war klar, hier muss etwas unternommen werden. Eine kurze Rücksprache mit unserem Guide regelte die Situation sehr schnell. Auf dem Weg zum Startpunkt wurden einfach noch Fahrräder für die Jungs aufgeladen, samt der dazugehörigen Ausrüstung, ja, so ist das halt in Südamerika.
Die ersten 30 km verlaufen noch auf der Hauptstraße, bevor dann die Piste der alten Death Road abzweigt. Leider haben wir an diesem Tag Pech mit dem Wetter, als wir losfahren, regnet es in strömen und bis zur Abzweigung auf die eigentliche geschotterte, einspurige Death Road, sind wir bereit pitschnass. Das Wetter bessert sich ein wenig und es geht teils rasant, mit teils engen Kurven die Straße hinab. Rechts befindet sich oft eine Steilwand, von der auch kleinere Wasserfälle direkt auf die Straße herunter kommen. Links geht es teils senkrecht mehrere 100 Meter steil in die Tiefe, wovon wir wegen dem Wetter leider nicht so viel gesehen haben. Die ganze Gruppe stoppte immer wieder nach bestimmten Abschnitten gemeinsam und der Guide erklärte was uns auf dem nächsten Abschnitt erwartet und was man beachten muss. Eines war klar, man musste vermeiden, zu stark zu bremsen und auch stets konzentriert sein, um den Lenker nicht zu verreisen. Nach etwa 5 Stunden kamen wir nach viel Spaß und Abenteuer im subtropischen Coroico an, die Kinder entspannten sich im Pool und wir bekamen ein gutes Essen.
Vielleicht habt ihr ja Lust, euch auf YouTube ein Video zur Fahrt auf der Death Road anzuschauen, um eine genauere Vorstellung zu bekommen.