Cusco, Machu Picchu

Cusco (3430m) ist die ehemalige Hauptstadt des Inka-Reiches und die Paläste waren früher mit Gold verkleidet. Heute ist von diesem Reichtum in der Stadt nicht mehr viel zu sehen, das Gold wurde von den Spaniern abtransportiert, die meisten Gebäude zerstört und auf den (erdbebensicheren) Grundmauern deren koloniale Gebäude errichtet. Trotzdem ist die Stadt sehenswert, sie gilt als schönste und abwechslungsreichste Stadt Perus, und hat uns gut gefallen.

Cusco ist aber auch der Ausgangspunk für den Besuch von Machu Picchu. Der Standardweg ist die Anfahrt mit Bus und Bahn, was aber ein teures Vergnügen ist (ca. 120-150USD pro Person). Der zweite populäre Weg ist eine 4-tägige Wanderung auf dem Inka-Trail, der ist aber in der Regel auf Monate ausgebucht (und auch nicht billig). Auf unserer Wanderung bei Sucre in Bolivien war Julia mit in unserer Gruppe und sie hat uns begeistert von dem Salkantay-Trek erzählt, ebenfalls eine 4-tägige Wanderung, die sich in Cusco spontan organisieren lässt. Die Jungs waren sofort Feuer und Flamme, Daniela und Sebastian eher skeptisch, ob die Jungs das schaffen würden, zumal da auch ein Pass von 4650m zu überqueren ist. Nachdem wir dann aber nochmals Reisende getroffen haben, die von dieser Wanderung schwärmten, sind wir in Cusco losgezogen und haben uns einen Touranbieter gesucht (so etwas dauert immer mehrere Stunden, die Jungs blieben in der Unterkunft und haben gespielt).

Um 5:30 morgens werden wir dann abgeholt, es sind ca. 3 Stunden mit dem Bus zum Start der Wanderung bei Mollepata. Der erste Tag verläuft sehr gemütlich. Bis zu unserem ersten Übernachtungplatz (auf ca. 3800m) sind es ca. 3 Stunden mit lediglich einem kurzen Anstieg zu Beginn und dann Entlang eines Bewässerungskanals und dem schneebedeckten Humantay (5.917 Meter) vor uns. Wir erreichen unser Camp in Soraypampa am Mittag und steigen am Nachmittag noch auf ca. 4200m zu einer am Fuß des Humantay gelegenen Lagune.

Übernachtet haben wir übrigens in Zelten. In unserer Gruppe bestand aus insgesamt 16 international durchgemischte Teilnehmern ( US-Amerikaner, eine Kanadierin, Portugiesen, Deutsche, Holländer, Spanier, Dänen), außerdem 2 Führer, 2 Köche und ein Pferdeführer.

Unser Guide Alex versorgt uns Unterwegs mit vielen interessanten Informationen über die Natur, die Geschichte Perus und der Inkas und über deren Religion.

Der 2. Tag wird der anspruchsvollste der Wanderung. Um 5:30 werden wir mit einer Tasse Coca-Tee geweckt und bei strahlendem Sonnenschein und dem 6271m hohen Salkantay ("Wilder Berg") im Blick, liegen 850 Höhenmeter vor uns. Hier macht es sich für uns positiv bemerkbar, dass wir bereits in Argentinien und Bolivien viel Zeit in großen Höhen verbracht haben. Unterwegs erklärt uns Alex auch noch die Wirkung von Cocablättern und wie man sie kaut und jeder bekommt welche zum probieren. Insbesondere Daniela spürt beim Aufstieg die Sauerstoffaufnahme fördernde Wirkung. Süchtig machen die Blätter übrigens nicht. Das enthaltene Kokain löst sich beim Kauen nicht heraus, es kann lediglich durch aufwändige chemische Prozesse extrahiert werden. Wir hatten auch Glück mit dem Wetter, trotz beginnender Regenzeit ist der Salkantay im strahlenden Sonnenschein zu sehen. Ca. 800m sind wir zum Pass aufgestiegen, die Jungs wurden immer wieder bewundert, welche Kondition sie an den Tag legen und es hat ihnen großen Spaß gemacht.

Nach dem Pass folgt die nächste Herausforderung, nämlich 1800 Höhenmeter Abstieg bis zum dem Örtchen Chaullay. Zunächst geht es noch durch karge Landschaft, doch plötzlich stehen wir im Regenwald. Diese Seite der Anden gehört bereits zum Amazonasgebiet und das Dschungelige fängt hier schon bei ca. 3500m Höhe an.

Insgesamt sind wir an diesem Tag 10 Stunden unterwegs und die letzte Stunde erfordert dann auch viel Motivationskünste von Sebastian für den müden Philip und Daniela schleppt sich auch so den Berg hinunter :), aber letztendlich meistern wir alle diese Herausforderung mit Bravour. Die fantastischen Eindrücke dieser Hochgebirgslandschaft und der Stolz über unsere Leistung  lassen uns die Anstrengung schnell vergessen.

Am dritten Tag laufen wir weiter abwärts durch tollen dichten Regenwald, unterwegs gibt es die Gelegenheit für frische Früchte und Säfte. An unserem Mittagspauseplatz finden wir dieses in Peru und Bolivien beliebte Froschspiel. Ziel ist es, mit Münzen in das Froschmaul zu treffen. Der kleinste war hier der größte: Philip war der einzige, der es schaffte. Am Nachmittag pflegen wir unsere müden Beine in heißen Quellen in der Nähe des Städtchens Santa Theresa, wo wir übernachten.

Am vierten Tag laufen wir zunächst auf einer staubigen Strasse bis Hidroelectrica, ein, wie der Name schon sagt, Arbeiterörtchen eines Wasserkraftwerkes. Es ist ziemlich heiß und Abwechslung bietet hier ein Bad im eiskalten Fluß. Ab Hidroelectrica folgt der schöne Weg dann noch 3 Stunden entlang der Bahnlinie und des Rio Urubamba durch schattigen Urwald. Man umrundet dabei den Berg, auf dem Machu Picchu liegt, zu sehen ist von der legendären Stadt allerdings so gut wie nichts.

Am späten Nachmittag erreichen wir schließlich den Touristenort Aquas Calientes am Rio Urubamba. Hier kommen die Züge aus Cusco an, es gibt zahllose Übernachtungsmöglichkeiten und Restaurants, um dann am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang nach Machu Picchu aufzubrechen, um 6 Uhr früh öffnen die Tore. Wir stehen an diesem Morgen um 3.30 Uhr auf, denn man muss auch noch an den Toren anstehen. Man hat 2 Möglichkeiten, um von Aquas Calientes aus die 400m über dem Rio Urubamba gelegene Ruinenstadt zu erreichen:

- in 30 Minuten mit dem Bus

- zu Fuß über 1700 Stufen

 

Wir entscheiden uns für eine Mischung: Daniela und Philip nehmen den Bus, Thomas und Sebastian laufen schweißtreibend in 45 Minuten nach oben.

Dieser Tag war der erste bewölkte Tag seit Beginn der Wanderung und im Laufe des Vormittags regnet es auch etwas und wir sind entsprechend etwas enttäuscht. Als wir das Gelände betreten, ist erst mal alles im Nebel und unser Führer gibt uns auf einer Plattform oberhalb der eigentlichen Ruinen noch ausführliche Informationen rund um Machu Picchu, welches übrigens auf 2470m liegt. Dann plötzlich, als alle noch gespannt den Erzählungen lauschen, hebt sich der Nebel und öffnet den berühmten Blick auf dieses Wahrzeichen der Inkakultur mit der Spitze des Wayna Picchu im Hintergrund; ein bewegenter Moment. der Wayna Picchu war zur Verteidigung und Kontrolle des gesamten Tals bestens geeignet. Jedoch weiß man bis heute sehr wenig über Machu Picchu, sicher ist, dass die Inkas diese Stadt in absolut versteckter Lage in den Bergen erbauten, als die Spanier begannen, die Inka Kultur im Land zu zerstören. Wir sind jedenfalls fasziniert von dieser Schönheit.

Unsere offizielle geführte Tour ist mit den Erklärungen von Alex zu Ende und wir genießen erst einmal noch lange den Ausblick auf die Ruinen. Bevor wir uns auf den Rundgang durch die Stadt machen, wollen wir zuerst noch zum Sonnentor und zur Inkabrücke.

Das Sonnentor war früher einer der 5 Zugänge zu Machu Picchu und liegt etwa 200m über der Stadt. Bereits auf dem Weg dorthin bekommt man einen guten Eindruck von der einzigartigen Lage Machu Picchus.

Ein weiterer Zugang war die sogenannte Inkabrücke, die spektakulär in eine senkrechte Felswand gebaut wurde. Dort wo die Bretter liegen, war früher eine Hängebrücke. Begehbar ist die Brücke und der weitere Weg heute nicht mehr.

Als wir am Mittag dann zu den Ruinen von Machu Picchu zurückkehren, reißen die Wolken auf und die Sonne kommt heraus. Natürlich genießen wir nochmals den Blick von Oben und auch ein paar Alpakas gesellen sich zu uns.

Schließlich machen wir uns auf den Rundgang durch die Ruinen ( der Komplex ist ca. 1000m lang und 500 breit). Es gab unterschiedliche Stadtsektoren z.B. das Palastviertel, Wohnviertel, Speicherviertel, Gefängnisviertel. Als wir gegen 16 Uhr das Gelände verlassen, sind wir alle ziemlich erschöpft. Trotzdem lassen es sich Daniela und Philip nicht nehmen, diesmal die vielen Stufen hinunter zu laufen, dafür fährt Thomas mit dem Bus.

 

Während der Planungen für unsere Reise hatten wir uns eigentlich  gegen einen Besuch von Machu Picchu ausgesprochen, die hohen Kosten und die zu erwartenden Menschenmassen hatten uns ziemlich abgeschreckt. Als wir aber an diesem Abend glücklich und müde ins Bett fallen, sind wir uns alle einig, dass es ein ganz besonderer Höhepunkt unserer Reise war: wir haben uns den Besuch mit der tollen Wanderung erarbeitet, wir haben uns viel Zeit genommen, die Atmosphäre zu genießen und der Besucherandrang war erstaunlich entspannt und hat zu keiner Zeit den Flair genommen.