Von Moung Khua nach Sa Pa in Vietnam

Wir wollen weiter nach Vietnam, genauer nach Sa Pa im Norden. Auf uns wartet ein voller Busfahrtag, der sich als einer der Interessantesten unserer bisherigen Reise herausstellen sollte.

Die erste Etappe geht von Muang Khaw nach Dien Bien Phu in Vietnam. Früh um 7 stehen wir an der Bushaltestelle. Neben uns sind bei Abfahrt noch 3 Touristen und ein Laote an Board. Doch das sollte sich schnell ändern. Schon nach 150m werden die nächsten Fahrgäste aufgenommen. Unsereins fragt sich da, hätten die nicht bis vor zur Bushaltestelle laufen können ;-)?

Auf den nächsten 2-3 km füllt sich dann langsam der Bus. Wir haben Muang Khaw noch nicht verlassen, da stößt der Bus rückwärts in eine gammeligen Hof und es wird säckeweise irgendein Grünzeug aufgeladen, und ein paar Minuten späten dann noch ein höllisch schweres Schwungrad.

Bis wir schließlich Muang Khaw verlassen, ist bereits eine dreiviertel Stunde vergangen. Weitere 4 Stunden durch schöne Berglandschaft bis Dien Bien Phu stehen vor uns. Insbesondere die Fahrgäste in der Nähe des Busfahrers quatschen und lachen die ganze Zeit. Den Kindern kommt spontan das Schild bei uns in den Bussen in den Sinn: "Nicht mit dem Fahrer sprechen" und Thomas erinnert sich an ein Busfahrt in die Schule, als er und seine Freunde vom Fahrer zur Ruhe gemahnt wurden, weil sie zu laut gelacht haben.

Die Grenzformalitäten sind zügig erledigt und gegen 12 Uhr erreichen wir Dien Bien Phu, übrigens eine für Vietnam bedeutende historische Stadt. Hier erlitten die Franzosen im Mai 1954 die entscheidenden Niederlage im Unabhängigkeitskampf Vietnams.

Eigentlich dachten wir, wir könnten hier vor der Weiterfahrt in Ruhe was Mittagessen, doch der Anschlussbus nach Lai Chau fährt bereit um 12:30 weiter. Mit ein paar Keksen im Gepäck und der Hoffnung auf eine Essenspause (die sich nicht erfüllen sollte) geht's weiter, zunächst ähnlich wir in Moung Khaw: nur wir 4 und ein Mädel aus Estland sind an Board. Aber auch hier sollte sich der Bus schnell füllen, doch diesmal nicht mit Fahrgästen,sondern mit Gemüse. Nach wenigen Kilometern hält der Bus neben einem Kleinlaster und säckeweise werden Zuchini, Gurken und Bohnen eingeladen. Dann noch unsere Rucksäcke obendrauf und später im Laufe der Fahrt noch andere Säcke und Kisten.

Die Busse dienen hier auch als Kurierdienst. Immer wieder hält er mal an und am Straßenrand steht dann ein Mopedfahrer, der einen Umschlag, einen Sack oder eine Kiste entgegen nimmt.

Dann geht es erst mal eine Weile durch herrliche Berglandschaft und grüne Reisfelder, bis der Bus am Straßenrand bei Ananasständen hält. Wir nutzen die Gelegenheit und kaufen frische Ananas. Dann bemerken wir einen Trubel hinter dem Bus: Körbeweise Ananas werden in den Kofferraum geladen. Die Jungs helfen gleich tatkräftig mit.

Beim Losfahren schrottet der Busfahrer dann erst mal Stoßstange und Blinker, er hat den Beton-Meilenstein übersehen.

Auf der gesamten Busfahrt von Muong Khaw bis Sa Pa begegnen wir das erste Mal der auffallenden Freundlichkeit der Vietnamesen. Busfahrer, Busbegleiter und andere Fahrgäste, alle haben immer ein Lächeln für uns, wir werden freundlich zum Einsteigen aufgefordert und der Busbegleiter unterhält sich zwischendurch interessiert mit Philip und Daniela per Google Translator.

Als es bereits dunkel wird, erreichen wir Lai Chau und fühlen uns plötzlich in einer anderen Welt. Eine kilometerlange , 4-spurige Einfallstrasse mit bunter Neonbeleuchtung steht im kompletten Gegensatz zu den letzten 2 Monaten in Kambodsche und Laos, fast ein Kulturschock für uns. Höhepunkt des Staunens ist erreicht, als wir an einem Original-Mediamarkt vorbei fahren.

Die nächste Überraschung ist dann der Bus nach Sa Pa. Die letzten 2 Stunden Fahrt legen wir in einem hochmodernen Schlafbus zurück.

Ein langer Tag geht zu Ende, als wir gegen 21:30 Sa Pa erreichen, aber wir sind uns alle einig: das war die spannenste und erlebnisreichste Busfahrt unserer bisherigen Reise.